-going Caving-
Gleich beim ersten Ziel, was mir aus dem Reiseführer ins Auge gesprungen ist, bin ich mir nicht sicher, ob meine Schwester da auch mitkommen will. Dabei würde es mir so gut gefallen. Doch kaum dass ich ihr den Vorschlag gemacht habe, ist sie damit einverstanden. Zwar nicht begeistert und noch etwas skeptisch, aber einverstanden 🙂 .
So fahren wir von Christchurch aus ins Landesinnere, bis an den Rand der Neuseeländischen Alpen. Insgesamt gibt es drei Passstraßen über die Alpen, welche die Ost mit der Westküste verbinden. Unser Weg führt uns zum Arthur´s Pass, dem mittleren der drei Pässe. Allerdings werden wir ihm nur kurz bis zu unserem Zielort, Castle Hill, folgen. Genauer gesagt bis zu einem Parkplatz kurz hinter dem eigentlichen Ort.
Hier direkt am Highway, wie für neuseeländische Verhältnisse nicht anders üblich, nicht weiter ausgebaut als eine Landesstraße bei uns, liegt eine häufig übersehene Attraktion Neuseelands. Und ehrlich gesagt, ohne unseren Reiseführer wären wir wohl auch kaum hier gelandet und hätten ein Highlight unserer Tour verpasst.
Dort angekommen machen wir erstmal in der prallen Sommersonne eine kurze Mittagspause und stärken uns etwas. Dann geht es auch schon los, wir steigen in unsere Badeklamotten, suchen die Stirn- und Taschenlampe aus dem Gepäck heraus und ich verpacke ein Handtuch und meine Kamera in dem Wasserfesten Packsack, den ich mir extra, mit dieser Aktion im Hinterkopf, neu gekauft habe.
Das Lustige ist, dass es auf diesem Parkplatz kaum für komische Blicke sorgt, wenn man sich mitten in den Bergen Wasserschuhe anzieht. Neben uns schält sich gerade ein Junge aus einem Neoprenanzug und auch der Rest der Familie sieht kaum anders aus. Immerhin kann dieser Anblick meine Schwester davon überzeugen, dass die Höhlendurchquerung wohl doch nicht ganz so schlimm sein kann. Wenn schon Familien da durchgehen, werden wir das wohl auch schaffen. Die Hinweise und Warnungen des DOCs, des Department of Conservation, lesen wir uns durch, verzichten aber auf den empfohlenen Helm, den selbst auf den Bildern der Warntafel niemand trägt.
Die Durchquerung der Höhle erfolgt, dem Bachlauf der sie erschaffen hat folgend, immer stromaufwärts. Daher folgen wir den gut ausgebauten Wegen bis an das Bachbett eines zweiten Bachlaufs. Hier hören die Wege sinnvoller Weise auf, denn sonst müssten sie wohl nach jedem Hochwasser neu angelegt werden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, in Deutschland wäre da aber wahrscheinlich niemand drauf gekommen, sondern man hätte sich nur über die Zerstörungen nach der Hochwasserkatastrophe aufgeregt.
Auch im Bachbett lässt es sich gut laufen und wer durch eine Höhle gehen will, sollte auch das abkönnen. Direkt um die Ecke ist dann auch schon das große Loch im Steilhang zu bestaunen, in welches wir uns gleich begeben wollen. Während meine Schwester schon einmal einen Blick hinein wirft, gehe ich noch ein kurzes Stück stromab um ein Bild zu machen.
Wie bereits auf den Beschreibungen angekündigt, findet sich direkt im Ausfluss, also unserem Eingang, die tiefste Stelle der gesamten Durchquerung. Unser Versuch vielleicht doch irgendwie an dem Pool vorbei zu kommen wird aufgegeben und nach kurzer Zeit hat man sich auch an das kühle Wasser gewöhnt. Nach dem einen hüfthohen Stück geht der Wasserstand danach tatsächlich auch nicht mehr über das Knie hinaus.
Direkt hinter der „Eingangshalle“ mit dem Pool verschwindet der Bachlauf in einer Spalte und macht direkt darauf einen Rechtsknick. So wird es ganz schnell dunkel in der Höhle und zu hören ist nur noch das Rauschen des Baches. Der ist ziemlich flott unterwegs und der Boden ist mit groben Steinen bedeckt, sodass man bei jedem Schritt darauf achten muss, wie man den Fuß aufsetzt. Das Licht der Stirnlampe hilft dabei zwar, aber durch das schnellfließende Wasser ist es mehr ein Vorantasten. An anderen Ecken ist der Bachlauf schmaler und tiefer und das Wasser langsamer unterwegs. Hier gibt es dafür einzelne Löcher und Ecken, trotzdem ist das Vorankommen nicht allzu schwer und ich genieße die Eindrücke. Dank der Kamera mit Blitz bekomme ich sogar ein Bild, wie die Höhle so tatsächlich aussieht, der Eindruck ist ein ganz anderer als nur mit dem Licht der Lampe.
Irgendwann hören wir vor uns Stimmen und erreichen kurz darauf eine andere Gruppe, die uns aber direkt passieren lässt. Bereits nach der nächsten Biegung sehen wir nichts mehr vom Licht ihrer Taschenlampe und auch ihre Stimmen verhallen kurz darauf.
Ab und zu gibt es etwas schwierigere Stellen, kleinere Stufen, die gegen die Strömung etwas mehr Koordination und Körpergefühl verlangen. Doch selbst mit dem wasserfesten Packsack im Arm ist keine davon ein ernstes Problem. Am Ausstieg befindet sich noch ein etwas größerer Wasserfall mit 3 Meter Fallhöhe, hier führt jedoch eine Leiter an der Seite vorbei. Mit einem letzten Kriechgang unter einem Überhang erreichen wir dann eine gute 3/4 Stunde später wieder das Tageslicht.
Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis, dass ich hoffentlich nie vergessen werde und ein gelungener Auftakt des Urlaubs. Nach einer kurzen Pause am Auto geht es dann auch schon wieder weiter, in direkter Nachbarschaft erwartet uns unser nächstes Ziel.