Im Winter ins Fjäll

– genervt von den Skiern –

Wie erwartet kamen meine extra bestellten Skier am Donnerstag nicht mehr an. Ziemlich frustriert nach mehreren Tagen nutzlosem Wartens in der Wohnung war die Lust auf die Skitour nach Sylarna am Donnerstag Abend auf einem Tiefpunkt angelangt. Zum Glück wurde ich noch etwas aufgeheitert, sodass ich mich am Freitag Morgen dann dagegen entschied noch 400 SEK für Leihskier auszugeben und mit meinen Langlaufskiern aufgebrochen bin – vielleicht nicht die beste Entscheidung, aber auf jeden Fall lehrreich 😉

Nachdem wir alle an der Fjällstation Stoulvån angekommmen waren und die Gruppe sich gesammelt hatte, wurden zwei Gruppen eingeteilt. Die erste sollte die Strecke in höhrem Tempo zurücklegen, während es für die noch nicht so erfahrenen Skiläufer in der zweiten Gruppe etwas gemütlicher an die Sache heranging. Mit Fjällskiern hätte ich wohl geschwankt, welcher Gruppe ich mich anschließen sollte, so viel mir die Wahl dann aber doch einfach. Mit kaum Erfahrung und auch noch suboptimalen Skiern würde ich bei den schnellen wohl kaum Schritt halten.

Während die sich dann auch gleich zügig auf den Weg machten, gab es für uns erst noch eine kurze Einweisung. Grundsätzlich ist auch das Skiwandern im Fjäll, wie Langlaufen, sehr ähnlich zum normalen gehen. Nur bergab wird es halt interessant, grundlegende Info, einen Schneepflug machen und dabei die Skier kippen, sodass die Stahlkante bremst. Ein Blick zu mir und den beiden anderen mit Langlaufskiern ergibt nur den Kommentar „Naja ihr braucht das nicht zu machen… “ – Schön, so weit war ich auch schon 😀

Direkt hinter der Station ist dann auch gleich das steilste Stück des ganzen Weges, zwar nicht lang, aber dafür uneben und ziemlich festgetreten. Ich gehöre allerdings zur Mehrheit derjenigen, die es nicht ohne Hinfallen schaffen herunter zu kommen. Zumindest bleibt es bei mir bei einem Mal, aber es geht gut los 😉

Bis auch die letzten den Hang hinunter und am nächsten Aufstieg sind, dauert es doch eine ganze Weile. Ohne Sturz schaffen tatsächlich die wenigsten, immerhin fühlt man sich so nicht ganz so doof. Bis zur Station sind es gute 16 Kilometer und fast die ganze Zeit geht es bergauf. Darüber bin ich aber ehrlich gesagt ganz froh, denn mit meinen dünnen Langlauflatten ohne Stahlkanten ist das runter doch unkontrolliert und anstrengend. Bergan bin ich dagegen sogar vergleichsweise flott, schon ziemlich zu Beginn bin ich plötzlich vorne.

Noch während des Anstieges lässt sich dann sogar die Sonne blicken und es wird richtig schön. Zwar fühle ich mich auf den Skiern im relativ tiefen Schnee nicht sonderbar wohl, aber noch geht es. Beim ersten Warten haut es mich dann gleich zum zweiten Mal hin, diesmal kippe ich im Stehen um. Was genau passiert ist weiß ich nicht, wohl den Ski etwas doof aufgesetzt und im tieferen Schnee keinen Halt gehabt sondern umgeknickt – der Rest des Körpers folgte dann einfach der Bewegung, was natürlich zur Erheiterung der Umstehenden beigetragen hat.

Da die Schlussläufer von ÖSIS immer noch nicht ins Blickfeld kommen drehe ich kurz um, um mich zu erkundigen, ob alles in Ordnung ist oder wir noch länger warten sollen. Allzuweit hinter dem Rest der Gruppe sind sie dann aber doch nicht und für den Rest der Tour ist es ok, wenn wir unser Tempo laufen. Also mache ich mich wieder auf den Weg in die richtige Richtung und versuche die anderen wieder einzuholen.

Das gelingt auch recht gut, jedoch verschwindet kurz darauf die Sonne und mit ihr geht leider auch der Kontrast im Schnee verloren. Mit teilweise schon recht kräftigen Winden von der Seite wird das Vorankommen etwas anstrengender und ich verfalle immer mehr in ein stures Vorankommen. Aufgrund des Windes ziehe ich mir auch meine Kapuze auf, die dann für einen schönen Tunnelblick sorgt, der das ganze natürlich noch verstärkt. Ich bin dann doch ganz froh, als die kleine Rasthütte für die Mittagspause auftaucht und damit auch die Hälfte der Strecke geschafft ist. Bis hierhin habe ich mich vier Mal unfreiwillig Richtung Boden bewegt, davon zwei Mal im Stehen, nicht sehr ermutigend 😉

Etwas überrascht erfahre ich beim Betreten der Hütte dann, dass ich der erste der langsamen Gruppe sei und die anderen erst kurz vor mir angekommen sind. Ich hatte zwar noch Leute vor mir gesehen, aber das war dann wohl doch die andere Gruppe. Nun gut, dann war ich zumindest etwas schneller als gedacht.

Im zumindest Windgeschützten Raum gibt es etwas Stärkung, unterwegs hatte ich keine große Motivation die Thermosflasche oder das Essen aus dem Rucksack zu holen. Nicht ganz optimal und bei längeren Touren muss ich mir das auch ganz dringend angewöhnen. Bevor es mir aber dann ohne Bewegung wieder zu kalt wird und die kleine Hütte mit immer mehr Leuten aus der zweiten Gruppe aus allen Nähten platz, mache ich mich dann aber doch wieder auf den Weg.

Mit dem Öffen der Tür gibt es dann eine nicht so nette Überraschung, es ist nochmal deutlich windiger und bewölkter geworden. Draußen ist jetzt alles ein ziemlich weiß-graues Einerlei und zusätzlich nimmt einem der neu fallende Schnee auch noch jede weitere Sicht. Zum Glück sind die Wege für solche Bedingungen gemacht und man sieht immer noch mehr als genug der Wegkreuze im Voraus. Von den Spuren der Vorgänger ist allerdings nicht mehr viel zu erkennen und vereiste Flächen wechseln sich schön mit tiefen Schneewehen ab. Während ich in den einen teilweise 10-20 Centimeter einsinke und zur Seite wegknicke, fehlt auf den anderen jeglicher Halt und man rutscht einfach wahllos weg. Nachdem ich mich direkt hinter der Hütte gleich doppelt auf dem Eis lang gemacht habe bin ich nur noch frustriert und genervt von meinen Skiern. Das ändert sich dann auch für den Rest der Strecke nicht mehr, nur die Anzahl der Stürze erhöht sich kontinuierlich…

Als dann endlich die Fjällstation in Sicht kommt und ich die Skier los werde brauche ich wohl noch so anderthalb Stunden Pause für mich, bis ich endlich wieder zu gebrauchen bin und es ans Abendessen kochen geht. Mit vollem Magen und beim Kartenspielen klingt der Abend dann doch noch ganz schön aus und bei gutem Wetter und einer netten Route morgen freue ich mich dann doch schon wieder etwas darauf im Fjäll unterwegs zu sein.

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