– winterliches Jamtli –
Donnerstag war seit längerem mal wieder ein Tag mit vollem Programm: Schon morgens um kurz nach Acht in der Uni, Vorlesung bis gegen 4 und am Abend soll dann auch noch ein Freund meiner Cousine für das Wochenende bei mir aufschlagen – also war noch aufräumen angesagt. Da wir allerdings auch freien Eintritt auf den Weihnachtsmarkt im Jamtli hatten und ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollte, ging es nach der Uni direkt dort hin.
Bereits auf den ersten Meter wird einem durch zahlreiche Feuerkörbe und viele Lichter hier und dort gleich die Hektik des Alltags genommen.
Im Eingangsbereich finden sich einige Stände, so wie ich das von dem Herbstmarkt her erwartet habe. Im Vergleich ist jedoch etwas mehr los und die Stimmung nochmal eine ganze Ecke schöner (und weihnachtlicher :D). Je weiter ich jedoch an den Ständen entlang schlendere, desto schneller wird mir klar, wie groß der Weihnachtsmarkt hier doch ist.
Während der Duft von frisch gebrannten Mandeln in die Nase steigt, sieht man im Hintergrund in der Ferne Lichter schimmern, die gutes verheißen. Alle Wege sind mit einer Art überdimesionalem Teelicht, das man hier bei jeder Gelegenheit sieht, dekoriert. Gleich zu Beginn lande ich so, den Lichtern folgend im Innenhof eines Bauernhofs.
Eine kleine Kapelle spielt klassische Volksmusik, die Kinder tanzen um den Weihnachtsbaum, das Feuer wärmt die Hände um im Hintergrund steht der Pferdeschlitten, ich glaube da brauche ich nichts zu zusagen.
Im Inneren des Hauses ist ein Feuer im offenen Kamin in Gange und spendet wohlige Wärme.
Im Nachbarraum können Kinder dann ihre Wunschzettel verfassen und auch gleich an Tomte übergeben werden – die Stimmung ist in den alten Gebäuden echt nicht zu übertreffen. Während draußen der Schnee unter den Schuhen knirscht kann man hier in der wärme des Feuers im Kerzenlicht seinen Wunschzettel schreiben, ich komme mir vor wie in einer der Weihnachtsgeschichten, die ich sonst immer auf der Weihnachtsfeier des Landkreises hören durfte.
Im Dunkel der Nacht erkunde ich die weiteren Wege und stelle fest, dass wirklich jedes einzelne Haus geöffnet und belebt ist, überall werden kleine Schmuckstücke und Leckereien angeboten. Alles in allem mit Sicherheit über hundert unterschiedliche Stände und Aussteller.
Im Backhaus kann man wieder das Tünnbrödbacken erleben, auf der Wiese gibt es einen Hundeschlitten und in der ersten Hütte des STF in Jämtland bekomme ich einen warmen „Saft“ (die schwedische Bezeichnung für Sirup mit Wasser). Nachdem ich eine komplette Runde gedreht habe und meine Füße so langsam doch etwas kühl werden (wenn man auch vergisst die wärmeren Wanderschuhe anzuziehen), finde ich mich zum Aufwärmen in der Kirche ein. Dort gibt es ein Konzert eines Gospelchors, mit modernen Weihnachtsliedern und richtig guter Stimmung. Zwar sind viele Plätze auf den Bänken der kleinen Kirche nicht besetzt, doch neben mir sind zumindest noch zwei andere, aus dem IC-Board bekannte, Gesichter im Publikum.
Zusammen mit den beiden Schwedinnen streife ich dann noch etwas weiter durch die Stände und bekomme so noch etwas mehr von den schwedischen Weihnachtsbräuchen kennen. Gemeinsam werden einige der Leckereien probiert, von verschiedensten Käsesorten, auch gebacken, über Senf und Marmelade bis hin zu gebrannten Mandeln ist nur Gutes dabei. Für mich wird es dann aber leider doch Zeit aufzubrechen, zu Hause wartet schließich noch etwas Unordnung auf mich.
Ich muss sagen, an dieses Erlebnis kommt keiner der Weihnachtsmärkte auf denen ich bisher war auch nur annähernd ran.