-und Bergkulisse-
Im Gegensatz zum Fulufjället, das quasi eine einzelne Hochebene bildet, ist das Jämtlandsfjäll, das ich heute zu sehen bekommen habe, eine klassischere Bergregion mit vielen Gipfel und Tälern. Und wie es sich für (das nördliche) Schweden gehört, durften die Rentiere natürlich nicht fehlen.
Bereits gestern Abend waren die ersten Vertreter dieser Gattung ganz gemütlich auf der Straße unterwegs und ließen sich auch von den Autos nicht stören. Heute bot sich dann ein recht ähnliches Bild, mit dem Auto warten sie fast bis die Stoßstange sie berührt, um dann gemütlich zur Seite zu gehen.
Neben diesen Zwangsunterbrechungen habe ich aber natürlich auch versucht wieder etwas Neues zu sehen. So hat mich das Hinweisschild auf eine Meteoriteneinschlagstelle dann auch zum Halten bewegt. Gut der Krater war jetzt nicht so sonderlich spektakulär, der Holzweg hingegen schon.
In Deutschland wäre der wohl schon lange gesperrt, hier gibt es halt ein kleines Hinweisschild in dem sich dafür entschuldigt wird, dass der Zugang für Rollstühle und Kinderwagen nicht mehr gegeben ist und man doch bitte vorsichtig laufen möge, um nicht noch mehr kaputt zu machen.
Im Anschluss ging es dann weiter über eine durchs Kahlfäll verlaufende Straße (mit Rentieren) nach Ljungdalen, wo ich mich schlussendlich aber doch gegen eine weitere Mehrtageswanderung entschied. Die Wetterprognose für die kommenden Tage ist einfach zu schlecht, bei Regen und Temperaturen um die 10 °C macht das Wandern dann auch nicht mehr so viel Spaß. Dafür werde ich dann wohl schon etwas früher in Östersund sein und kann mich noch um ein wenig organisatorisches kümmern. Schließlich warten einige tausend Fotos darauf gesichtet zu werden und wiederum etliche Teilnehmer auf das Ergebnis. 😉
Um trotzdem noch einen Eindruck des Jämtlandfjälls zu bekommen, habe ich dann auf der Karte nach einer kurzen Tour gesucht, die man vor dem Abend noch beenden kann und die trotzdem einen netten Ausblick bietet. Ich bin schlussendlich bei der Besteigung des Storåkläppen gelandet.
Nachdem ich die Abzweigung des Schotterwegs von der Hauptstraße natürlich erstmal verpasst habe, finde ich dann trotz fehlender Schilder den richtigen Weg. An einer großen Schotterfläche, vermutlich ein Wendeplatz, stelle ich mein Auto ab. Zu Fuß geht es an einem Bach entlang weiter nach Nordsätern, was sich als kleine Ansammlung von Sommerhäuschen entpuppt.
Ab hier gibt es dann nur noch einen schmalen Trampelpfad, der zwar gut markiert, aber wohl nicht allzu häufig begangen, ist. Der Fichtenwald wandelt sich schon bald in mehr buschartige Fjällbirken und der Untergrund wird immer sumpfiger. Zur Rechten erscheint dann die Bergkulisse mit dem markanten Trogtal Lunndörren hinter einer ausgedehnten Moorfläche.
Es folgt nochmal ein Stück durch den eigenartig wirkenden Fjällbirkenwald, bevor es entlang eines mit Birken gesäumten Bachlaufes immer weiter bergauf geht. Der Pfad wird immer weniger erkennbar, als dann auch noch die Markierungen an den Bäumen fehlen, verlasse ich den Bach und gehe nach Gefühl den Berg hoch.
Auf der kahlen Bergkuppe lässt sich auch ohne Weg gut laufen und nach kurzer Zeit finde ich auch wieder, stark verblasst aber erkennbar, Markierungen des Weges. Kurz vor dem Gipfel fällt mir ein ungewöhnlicher Schatten vor dem Himmel auf, wie ich kurz darauf feststelle nicht das einzige Rentier um mich herum.
Ohne Auto sind sie plötzlich viel scheuer und ohne Straße viel schlechter auszumachen, sodass ich das ein oder andere Mal von der plötzlichen Bewegung etwas überrascht werde. Eine Kuh flüchtet sogar so schnell, dass ihr Kälbchen etwas verloren stehen bleibt, nachdem ich aber auch ruhig verharre, traut sie sich dann doch wieder zurück und verschwindet mit dem Jungen im Schlepptau.
An der Spitze angekommen genieße ich die nur ab und zu von Wolken verdeckte Sonne und mache erstmal gemütlich Mittagspause und lese die restlichen Seiten meines Buches, die ich bisher noch nicht geschafft hatte. Das stellt sich leider als etwas Nachteilig für die Fotos heraus, denn als ich fertig bin, haben hohe Wolken als Vorboten des schlechten Wetters bereits die Sonne verdeckt. Aber mir wird dieser Ausflug auch so in Erinnerung bleiben.
Und die wahrlich traumhafte Aussicht auf Wald, Fluss und See auf der einen und beeindruckende Berglandschaften auf der anderen Seite lässt sich auch so zumindest erahnen. Auch wenn es an das Erlebnis der Rundumsicht mit dem Wind um die Ohren bei weitem nicht herankommt. 😛
Nach gefühlt doppelt so schnellem Abstieg und dann insgesamt wohl rund 14 zurückgelegten Kilometern mache ich noch einen schnellen Stopp an einer Brücke auf dem Rückweg. Der Bachlauf erinnert mich doch zu sehr an ein großartiges Erlebnis in Neuseeland, leider ist es mir hier doch zu kalt um das Gleiche auszuprobieren.
Direkt neben der Brücke fällt mir dann noch eine Merkwürdigkeit auf, zu der ich leider kein Hinweisschild finde:Aus einer in ein Rohr gesteckten Plastikflasche sprudelt munter Wasser vor sich hin. Ich könnte mir vorstellen, dass hier eine Quelle aus einem gespannten Grundwasserleiter eingefasst wurde, nutze die Gelegenheit aber erstmal um meinen Trinkwasservorrat wieder aufzufüllen. 🙂
Momentan liege ich, nach kurzer Schlafplatzsuche, in einem Windshelter an einer Stromschnelle im Wald im schwedischen Nirgendwo und genieße die Ruhe. Mich wundert zwar etwas, dass der Internetstick hier überhaupt Empfang hat, aber für das Hochladen von Bildern reicht es leider nicht, sodass ich die wohl erst im Nachhinein ergänzen konnte. 😉
Rock Slide <3
Nicht alles was aussieht wie eine Felsrutsche muss man auch ausprobieren. 😉