-einmal und nie wieder-
Um zumindest einen kurzen Eindruck zu bekommen und behaupten zu können in China gewesen zu sein, hatte ich bereits in Deutschland ein Hotel in Guangzhou gebucht. Zwar hätte ich von meiner Fluggesellschaft auch ein Hotelzimmer am Flughafen kostenlos bekommen, doch ich wollte einmal in die Stadt, um halt in einer chinesischen Stadt gewesen zu sein (wenn man nur am Flughafen ist, dann war man nicht im Land). Die Onlinebuchung ging auch schön einfach, Kreditkartendaten zur Reservierung hinterlegt und teuer war es auch nicht. Naja, im Nachhinein lag hier wohl die größte Fehlentscheidung des Urlaubs, aber fangen wir vorne an.
Im Flugzeug konnte ich erstaunlich gut schlafen, nur einmal wurde ich wach, machte meine Fensterjalousie auf und blickte bei hellstem Sonnenschein auf den Himalaja 🙂 . Da wir der Sonne entgegen flogen war es schon gegen Mittag, doch zum Glück war das gesamte Flugzeug noch im „Schlafmodus“, sodass auch ich noch einmal die Augen zumachen konnte. Irgendwann war aber auch das vorbei und es gab Frühstück bzw. Mittagessen und wir näherten uns der Landung in der chinesischen Großstadt.
Beim Auschecken war ich dann kurz doch etwas verwirrt, wo ich genau hin muss, trotz dessen, dass ich mich zuvor bereits informiert hatte wie alles funktionieren soll. Guangzhou ist eine der chinesischen Großstädte in denen man für einen kurzen Transitaufenthalt kein Visum braucht. Die entsprechende Schlange an der Passkontrolle zu finden, war aber dann doch nicht ganz so einfach, der Rest verlief aber absolut unkompliziert, kurz Pass kontrolliert, Stempel bekommen und fertig.
Zielstrebig bin ich also weiter in Richtung Ausgang, doch beim Vorbeilaufen bemerke ich auf dem Gepäckband zwei mir bekannte Gepäckstücke. Sollten die nicht eigentlich bis nach Auckland durchgecheckt sein? Bevor hier also etwas verloren geht mal lieber einen der Mitarbeiter gefragt. Und siehe da ich bekomme als Antwort, dass ich sie wohl mitnehmen muss – das hatte ich nicht so geplant. Ich frage mich zwar, was gewesen wäre, wenn ich nicht den Transitbereich des Flughafens verlassen hätte, aber ich will kein Risiko eingehen, Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Mitnahme auch gar nicht nötig gewesen wäre.
Um den schweren Rucksack und noch schwereren Seesack nicht die ganze Zeit mit mir herumschleppen zu müssen, suche ich also die Gepäckaufbewahrung auf. Zwar merke ich, dass man selbst auf einem internationalen Großflughafen in China mit Englisch schnell an Grenzen stößt, doch schlussendlich werde ich für umgerechnet ein paar Euro meinen Kram los. Das ist ganz gut, denn für meinen 20 € Schein bekomme ich chinesische Yuang als Rückgeld, sodass ich zumindest Geld für die U-Bahn zum Hotel habe.
Doof nur, dass keiner der Automaten Scheine annimmt, sondern alle nur Münzgeld wollen. Auf meine Frage an die nächstbesten Passanten, ob sie mir einen Schein in Münzgeld wechseln können, kaufen die mir gleich das Ticket. Geld wollen sie auch keins haben, nett sind sie also schon mal, die Chinesen 🙂 . Ich bedanke mich also nur vielfach und begebe mich mit meiner U-Bahn Plastikmünze in die Station.
In Deutschland hatte ich mir die entsprechende Route (und Alternativoptionen) bereits einmal angesehen, sodass ich mich nun recht gut orientieren kann und die passende Linie schnell finde. Zum Glück sind alle Stationen auch auf Englisch benannt, so dass man zumindest die Namen entziffern kann. Zur Sicherheit mache ich noch ein Bild des Netzplans, denn einen solchen habe ich nicht gefunden und zu Hause nicht ausgedruckt. Dabei habe ich nur meine Kameratasche, mein Handgepäck vom Flug, die neben der Kamera noch die wichtigsten Dokumente beinhaltet. Das umfasst meinen Reisepass sowie die Flugtickets (eigentlich nur die ausgedruckten Daten, da die Tickets elektronisch sind), die Unterlagen für den Mietwagen in Neuseeland und einen Ausdruck der Wegbeschreibung zu meinem gebuchten Hotel.
Erstaunlich problemlos komme ich mit einmal Umsteigen an meiner geplanten Haltestelle an und mache mich auf den Weg durch die trübe Großstadt. Inzwischen ist es dunkel geworden und, auch wenn man ab und zu Weihnachtsdekoration sieht, passt die Stimmung doch gar nicht. Ist heute wirklich der zweite Weihnachtsfeiertag?
In der richtigen Straße, direkt am Fluß angekommen, ist dann noch etwas Suchen angesagt bevor ich mein Hotel finde. An der Rezeption stoße ich dann aber auf zwei Damen, die Englisch nur extrem bruchstückhaft verstehen, irgendwann habe ich dann aber verständlich machen können, was ich will. Mit meinem Ausdruck finden sie dann auch meine Reservierung, doch als ich meine Kreditkarte über den Tresen gebe, fangen die Probleme an.
Nach mehrfachen Durchziehen durch das Lesegerät bekomme ich sie zurück und mitgeteilt, dass sie wohl nicht funktioniert. Da ich auch nur das bisschen Rückgeld von der Gepäckaufbewahrung dabei habe, ist das ziemlich doof. Die Kommunikation gestaltet sich ziemlich schwierig, doch irgendwann habe ich verständlich gemacht, dass ich mich nun auf die Suche nach einem Bankautomaten begebe. Leider hilft mir auch dieser, weder mit der Sparkassen-, noch mit der Kreditkarte weiter und auch bei den anderen Banken sieht es nicht besser aus. Teilweise wird die Karte gar nicht genommen, teilweise nur die PIN nicht, dabei hatte ich doch extra auf der Bank angekündigt, dass ich einen kurzen Zwischenstopp in China mache.
Zurück im Hotel versuche ich den beiden Rezeptionistinnen verständlich zu machen, dass ich die Buchung gerne stornieren würde, um zurück zum Flughafen zu fahren, schließlich bekomme ich da ja auch ein Hotelzimmer der Fluggesellschaft. Das mitzuteilen klappt aber erst, nachdem die beiden einen Gast zur Hilfe geholt haben, der des Englischen mächtig ist. Zwischendurch bekomme ich dann sogar das Angebot bei anderen Gästen im Zimmer zu schlafen, sie hätten da noch etwas frei. Ich bin hoch erfreut über so viel Gastfreundschaft, lehne aber dankend ab, da ich ja am Flughafen auch so ein Hotelzimmer bekomme. Und in der Stadt gewesen bin ich nun einmal. Nachdem das geklärt ist und ich mich nochmal bedankt habe, mache ich mich wieder auf den Weg.
Am Fluss entlang möchte ich noch ein wenig die Stadt erkunden, bevor ich mich wieder in die U-Bahn setze. Irgendwie ist alles in dieser Stadt grau und trüb, der tiefhängende Nebel oder besser Smog trägt nicht unbedingt positiv zur Stimmung bei. Alles grau in grau und dunkel wirkt die Stadt nicht sonderbar einladend auf mich. Als ich dann noch von einem Wachmann angesprochen werde, dass es hier nicht weiter geht, mache ich mich auf den Weg in Richtung U-Bahn.
Ohne Stadtplan klappt das auch nur aus der Erinnerung heraus sehr gut, doch kaum erreiche ich die Station, schon sehe ich wie die Gitter verschlossen werden.
Da bin ich in der neuntgrößten Stadt der Welt, mit mehr Einwohnern als ganz Schweden und die U-Bahnen fahren nur bis um 22:00 Uhr, ich könnte verrückt werden.
Zwar sehe ich überall Busse fahren, doch leider sind die Chinesen hier nicht so freundlich auch in arabischer Schrift zu schreiben, wo sie denn hinfahren. Und so schicke übersichtliche Pläne gibt es leider auch nicht, da ich kein Geld für eine 30 km lange Taxifahrt habe und in Anbetracht der Erfahrung mit der Kreditkarte beschließe ich, die Nacht ohne Dach über dem Kopf zu verbringen, um morgen früh die nächste U-Bahn zurück zum Flughafen zu nehmen. Zum Glück liegt Guangzhou soweit südlich und nah am Meer, dass die Temperaturen noch durchaus als mild zu bezeichnen sind, geschätzt rund 10 – 15 °C. Und auch die trübe Suppe um mich herum scheint da zu bleiben, wo sie ist, Regen wäre jetzt ganz schön unpraktisch.
Nachdem die Entscheidung einmal gefallen ist beginne ich also meinen weiteren Stadtrundgang, zuerst mal folge ich der Hauptstraße etwas weg von dem Fluss. Irgendwann komme ich an einen Kanal, dem ich wiederum etwas in die Seitenstraße hinein folge. Hier sind die Gebäude schon wieder etwas kleiner, aber trotzdem wirkt alles irgendwie dreckig und leicht heruntergekommen. Da am Fluss zumindest etwas mehr zu sehen ist, die Brücken sind beleuchtet und auch ansonsten scheint dort mehr leben zu sein, beginne ich den Rückweg.
Inzwischen ist fast niemand mehr auf den Straßen unterwegs und auch Autos sieht man nur recht wenige, wenn man die größe der Straßen bedenkt. So geht ein etwas anderer zweiter Weihnachtsfeiertag zu Ende …